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Was ist eigentlich BiPro?

Die Normen des Brancheninstituts für Prozessoptimierung

Lesedauer: 5 Minuten, 29. November 2022

Wer oder was steckt hinter BiPRO?

BiPRO ist die Kurzform von Brancheninstitut für Prozessoptimierung. Hinter diesem sperrigen Namen verbirgt sich ein unabhängiger Verein mit einem ehrgeizigen Ziel: Die Standardisierung unternehmensübergreifender Geschäftsprozesse im Bereich der Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche. Dadurch soll allen beteiligten Seiten die Arbeit erleichtert werden. Zu diesen Beteiligten zählen unter anderem

  • Versicherungsgesellschaften,
  • Versicherungsmakler,
  • Dienstleister wie Maklerpools und Maklerverbünde,
  • Anbieter von branchenspezifischer Software, etwa Hersteller von MVPs oder Vergleichsrechnern,
  • (technische) Dienstleister, zum Beispiel von Versicherern beauftragte Systemhäuser.

Mitglied im Verein können ausschließlich juristische Personen und Personengesellschaften aus dem Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbereich werden. Ebenfalls beitreten dürfen Unternehmen, die eine “prozessbezogene Bindung” an die Branche haben. Das können beispielsweise IT-Dienstleister sein, die für Versicherungsgesellschaften tätig sind. Auch der Deutsche Maklerverbund engagiert sich im BiPRO e.V., um die Digitalisierung der Versicherungsbranche voranzutreiben.

Gemeinsam erarbeiten die mittlerweile mehr als 300 Mitglieder Branchen-Normen zum unternehmensübergreifenden Datenaustausch. Dabei sollen die Bedürfnisse aller beteiligten Parteien berücksichtigt werden. Deshalb gilt bei der BiPRO in vielen Bereichen das sogenannte 2:2-Prinzip. Das bedeutet, dass zwei Mitglieder von Seiten der Versicherungsunternehmen benötigt werden und zwei Vertreter der Vermittlerseite. Dieses Prinzip gilt sowohl bei konkreten Projekten als auch bei der Besetzung von Ausschüssen.

Die BiPRO entwickelt selbst keine technischen Lösungen, sondern legt nur Normen fest, wie Daten und Schnittstellen aussehen sollen. Um deren Umsetzung und Einbindung müssen sich die Vereinsmitglieder selbst kümmern. Verpflichtet sind sie dazu jedoch nicht. So kommt es, dass nicht jedes angeschlossene Unternehmen alle BiPRO-Normen umsetzt. Denn nicht alle Standards sind für alle Beteiligten von Bedeutung und die Entwicklung der Schnittstellen ist zeit- und kostenintensiv.

BiPRO 430: Die Maklerpost-Norm

Einer der wichtigsten Standards der BiPRO ist die Norm 430 samt Unternormen wie zum Beispiel BiPRO 430.7 für die Vermittlerabrechnung. BiPRO 430 ist die Grundlage für ein gesellschaftsübergreifendes Postfach. Software mit BiPRO-430-Integration kann … 

  • Dokumente wie Policen oder Schriftverkehr von mehreren Gesellschaften unter einer Oberfläche abrufen und verwalten.
  • abgerufene Dokumente direkt dem jeweiligen Kunden zuordnen.
  • automatisch Geschäftsvorgänge erstellen, sodass der Kunde im Fall eines Beitragsrückstands informiert wird.

Als Versicherungsmakler müssen Sie sich also nicht mehr auf den jeweiligen Vermittlerportalen der Gesellschaften einloggen, um Ihre Post abzurufen. Stattdessen können Sie Ihre Dokumente von allen Gesellschaften bequem über Ihr MVP abrufen. Vorausgesetzt natürlich, Ihr System ist BiPRO-fähig und die Versicherer, mit denen Sie arbeiten, haben eine entsprechende Schnittstelle eingerichtet.

BiPRO-Abruf für mehr als 75 Gesellschaften mit Professional works

Selbstverständlich ist in unserer Versicherungsmaklersoftware Professional works ein Postfach gemäß BiPRO-Norm 430.0 implementiert. Darüber können Daten von derzeit über 75 Versicherern abgerufen werden. Wir arbeiten permanent an der Einbindung weiterer Gesellschaften, wenn diese uns eine Schnittstelle nach BiPRO 430 bereitstellen. Dokumente werden automatisch dem Kunden und Vertrag zugeordnet, sodass die manuelle Datenpflege entfällt. 

Um das BiPRO-Postfach in Professional works zu nutzen, brauchen Sie im Regelfall nur eine Courtagevereinbarung mit der Gesellschaft und müssen die Vermittlernummer im System hinterlegen. In Ausnahmefällen benötigen einige Gesellschaften zusätzlich Ihre Login-Daten für die Maklerplattform oder ein bestimmtes Dokument zur Auftragsdatenverarbeitung.

Weitere BiPRO-Normen in der Übersicht

Neben der BiPRO-Norm 430 gibt es diverse weitere Standards. Die BiPRO hat bereits eine Vielzahl von Prozessen standardisiert und in entsprechende Normen gegossen. Doch längst nicht alle werden in der Praxis so häufig umgesetzt wie die 430er-Norm. Denn wie bereits erwähnt, bedeutet die Implementierung einiges an Arbeit und erfordert spezielles Know-how. 

Die BiPRO unterscheidet zwischen sogenannten Grundlagen-Normen und Service-Normen. In den Grundlagen-Normen wird in erster Linie die Normbildung der BiPRO definiert. Da sie primär interne Prozesse regeln, kommen Versicherungsmakler selten mit Grundlagen-Normen wie der BiPRO Norm 100 oder 200 ff. in Kontakt.

Bedeutsamer für Ihre tägliche Arbeit sind die Servicen-Normen. Diese sogenannten Webservices werden zum Beispiel von Softwareherstellern in ihre Produkte implementiert. 

Einige wichtige BiPRO-Normen im Überblick:

  • Normreihe 500 (Bestandsservices): Die BiPRO-Normen ab 500 regeln automatisierte Anpassungen bei Änderungen von Bestandsdaten und -dokumenten. Ein Beispiel: Anpassungen der Zahlungsweise wird in BiPRO 502 beschrieben.
  • BiPRO 410: Beschreibt die Nutzer-Authentifzierung und ist unter anderem Basis für BiPRO-Postfächer nach der Norm 430.
  • Normreihe 420 (TAA-Normen): TAA steht für die Prozesse Tarifierung, Angebot und Antrag. BiPRO 420 definiert spartenübergreifende Grundlagen und ist Voraussetzung für die einzelnen Spartennormen wie BiPRO 421 für Privat-Komposit oder BiPRO 423 für Kfz. Die Normreihe kommt beispielsweise bei der Beitragsermittlung und Antragstellung aus Vergleichsrechnern zum Einsatz.
  • BiPRO 430.4: Regelt die Übermittlung von vertragsbezogenen Geschäftsvorfällen, etwa wenn Vertragsdaten nachgereicht werden müssen oder es nachträgliche Änderungen zu einem bereits eingereichten Antrag gibt.
  • BiPRO 430.7: Beschreibt die Normierung von Abrechnungsdaten und wird zum Beispiel bei der Integration in Drittsysteme wie zum Beispiel SAP FS-CD verwendet.

Wenn Sie mehr über die einzelnen Normen wissen möchten, finden Sie hier eine detaillierte Übersicht der BiPRO.

Wie komme ich an BiPRO-Daten?

BiPRO regelt den Datenaustausch – und für einen Austausch sind in Regel mindestens zwei Beteiligte notwendig. Bei der BiPRO spricht man hierbei auch von Providern und Consumern. Provider sind beispielsweise Versicherer, die entsprechende Schnittstellen bereitstellen, Consumer sind in der Regel die Vermittler.

In der Praxis bedeutet das: Einerseits muss die Versicherungsgesellschaft über eine BiPRO-Schnittstelle verfügen. Und auf der anderen Seite benötigen Sie als Vermittler eine Software, die die entsprechenden Normen implementiert hat. Damit können die bereitgestellten normierten Daten verarbeitet werden und Sie können selbst Daten nach BiPRO-Norm versenden.

Was bringt BiPRO im Makleralltag?

BiPRO spart in erster Linie Zeit. Das gilt sowohl für die Dauer, die Prozesse in Anspruch nehmen, als auch für die Arbeitszeit. Versicherungsmakler müssen nicht mehr über Maklerportale und Extranets der einzelnen Gesellschaften tingeln und überall einzeln ihre Daten abholen. Sie müssen Dokumente nicht mehr manuell dem jeweiligen Kunden zuordnen. Zudem sparen sie sich das Einscannen von Dokumenten und die Laufzeiten des Postwegs. BiPRO ermöglicht zahlreiche Automatisierungen und reduziert so auch die Fehleranfälligkeit.

Klingt zu gut, um wahr zu sein? Zugegeben: BiPRO vereinfacht einiges und viele Prozesse laufen sehr gut. Doch auch BiPRO steht und fällt mit der gelieferten Datenqualität. Die Normierung hilft fraglos, eine hundertprozentige Garantie für vollständige und einheitliche Daten ist sie aber leider nicht. Ähnlich wie Sie es womöglich von den GDV-Daten kennen, kommt es immer auch darauf an, wie gewissenhaft der jeweilige Provider bei der Bereitstellung seiner Daten arbeitet.

Fazit:

  • BiPRO definiert einheitliche Standards für  unternehmensübergreifende Prozesse in der Versicherungsbranche.
  • BiPRO-Normen sind nur eine Beschreibung, wie etwas umgesetzt werden sollte, aber keine Software oder Schnittstelle.
  • Es besteht keine Verpflichtung zur Umsetzung von BiPRO-Normen.
  • Damit zum Beispiel MVPs mit den Daten arbeiten können, müssen Versicherer entsprechende Schnittstellen bereitstellen.
  • BiPRO-fähige Software kann Versicherungsmaklern viel Zeit und Arbeit sparen.
Zum Autor
DEMV-Maklerbetreuer Guido StendelGuido Stendel ist Maklerbetreuer und Digitalisierungsspezialist der ersten Stunde beim Deutschen Maklerverbund. Er kennt das MVP “Professional works” seit dessen Entstehung im Jahr 2009 – und sämtliche Kniffe und Tricks, die Maklern die Arbeit erleichtern. Dank eigener langjähriger Erfahrung als Vermittler weiß er um die größten Zeitfresser im Makleralltag und wie man sie automatisiert.

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