© freepik, Freepik

Heißer Herbst: Wissenwertes zur Kfz-Wechselsaison 2024

Lesedauer: 6 Minuten, 5. Oktober 2023

Alle Jahre wieder: Ab Oktober werden Verbraucher von allen Seiten auf die nahende Kündigungsfrist für die Kfz-Versicherung hingewiesen, die Kundenanfragen häufen sich. Und in diesem Herbst wird der Kfz-Wechselwahnsinn womöglich noch eine Stufe heißer als in den vergangenen Jahren. Denn Fahrzeughalter werden für das Versicherungsjahr 2024 mit teilweise massiven Erhöhungen ihrer Versicherungsprämie konfrontiert. Was dahintersteckt, wie Sie als Makler am besten darauf reagieren und einen kühlen Kopf bewahren lesen Sie in diesem Beitrag.

Warum die Kfz-Prämien so stark steigen: Hohe Schadenquoten in der Kfz-Versicherung

Die Kosten der Versicherer in der Kfz-Sparte sind im laufenden Jahr erneut kräftig gestiegen. Angesichts der hohen Inflation ist diese Entwicklung wenig überraschend; das Ausmaß der Kostenexplosion für den einen oder anderen Makler womöglich schon. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) prognostizierte bereits im Juli dieses Jahres, dass die deutschen Versicherer in der Kfz-Sparte 2023 einen Verlust von mehr als 2,5 Milliarden Euro einfahren werden.

Ein Kostentreiber ist der überproportional hohe Preisanstieg bei Ersatzteilen, der deutlich über die Inflationsrate hinausgeht. Aber auch die Kosten für Arbeitsleistungen sind kontinuierlich gestiegen. Hochrechnungen des GDV zufolge werden die Ausgaben der Versicherer 2023 einen Rekordwert von ca. 32,8 Milliarden Euro erreichen; rund 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber stehen Beitragseinnahmen in Höhe von nur 30,2 Milliarden Euro (+ 3,7 Prozent zum Vorjahr). In der Gesamtkostenbetrachtung sind Kfz-Verträge 2023 also defizitär.

Unterschiedliche Strategien der Versicherer bei Beitragsanpassungen

Höhere Beiträge sind in der Kfz-Versicherung also unausweichlich. Um rentabel zu arbeiten, müssten die Versicherer überdurchschnittlich hohe Prämienanpassungen im zweistelligen Bereich vornehmen. Diesen Schritt scheuen viele Versicherer aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks in der Kfz-Sparte jedoch. Sie gehen stattdessen schrittweise vor und strecken die Prämienanpassungen auf die kommen Jahre, um ihre Marktanteile zu halten. Bei realistischer Betrachtung reichen Erhöhungen um fünf bis zehn Prozent jedoch nicht aus, um die gestiegenen Kosten langfristig zu decken.

Ob die Strategie einer solchen mehrstufigen Prämienanpassung aufgeht, bleibt abzuwarten. Schließlich ist die Wechselbereitschaft der Versicherungsnehmer in der Kfz-Sparte hoch. Gut möglich also, dass der zweite Erhöhungsschritt bei vielen Kunden schon nicht mehr ankommt, weil sie bis dahin zur Konkurrenz gewechselt sind. Sollte die Schadenpreisdynamik an Fahrt verlieren, können Gesellschaften, die ihre Prämien direkt auf ein kostendeckendes Niveau angehoben haben, ihre Beiträge weitgehend halten. Wohingegen Versicherer mit sukzessiver Prämienanpassung der Kostendeckung weiterhin hinterherlaufen und letztendlich womöglich höhere Beiträge erheben müssen als die Konkurrenz.

Auswirkungen der Schadenpreisinflation auf die Beratung

Man braucht weder Glaskugel noch hellseherische Fähigkeiten, um vorauszusagen, dass der Kfz-Wechselwahnsinn in diesem Jahr wohl eine neue Stufe erreichen wird. Nicht nur rein quantitativ wird das Kfz-Geschäft in diesem Jahr fordernder werden, es stellen sich auch neue Fragen und Herausforderungen.

  • Höhere Wechselbereitschaft: Stellen Sie sich auf eine größere Anzahl von Kundenanfragen ein. Bei massiven Prämienerhöhungen werden nun auch Fahrzeughalter, die ihre Verträge bislang unbesehen haben laufen lassen, darüber nachdenken, ihre Kfz-Versicherung zu wechseln. Angesichts der Prämienerhöhungen über alle Versicherer hinweg werden manche Verbraucher aufgeben, sich selbst um ihre Kfz-Versicherung zu kümmern und jetzt doch lieber auf die Expertise eines Profis vertrauen. Klar bedeutet dies Stress, gleichzeitig ist es aber auch eine Chance, Kunden zu akquirieren, die bislang kein Interesse an der Betreuung durch einen Makler hatten.
  • Umgang mit der Betreuungspflicht: Als Makler haben Sie bekanntermaßen eine Betreuungspflicht gegenüber Ihren Kunden. Demnach müssen Sie von sich aus aktiv werden, wenn es bei deren Versicherungsverträgen wesentliche Änderungen gibt. Dazu zählt auch, dass Sie bei Beitragserhöhungen, die über einen marktüblichen Rahmen hinausgehen, prüfen müssen, ob Sie Ihrem Kunden einen vergleichbaren Schutz zu günstigeren Beiträgen vermitteln können. Pferdefuß dabei ist die Definition von “marktüblich”: Müssen Sie schon bei einer fünfprozentigen Erhöhung aktiv werden oder erst ab zehn Prozent Beitragssteigerung? Darüber herrscht selbst unter Juristen Uneinigkeit. Und ist es überhaupt noch marktunüblich, wenn gleich ein Großteil der Kfz-Versicherer die Prämien um mehr als zehn Prozent erhöht? Hier gibt es noch einige offene Fragen. In der Praxis werden viele Bestandskunden ohnehin auf Sie zukommen, sobald sie die Benachrichtigung des Versicherers erhalten haben, dass ihre Kfz-Versicherung 2024 teurer wird.

Und zu guter Letzt kann es auch mental anstrengend werden. Als Makler sind Sie es zwar gewohnt, den Ärger Ihrer Kunden über deren Versicherer abzubekommen. Aber wenn dieser so geballt auf Sie einprasselt, kann das schon zum Stressfaktor werden. Hier helfen wohl nur ein dickes Fell und vielleicht der Austausch mit Kollegen, denen es ähnlich ergeht. Schauen Sie gerne mal in der Facebook-Gruppe für DEMV-Mitglieder vorbei.

Lohnt sich ein Wechsel der Kfz-Versicherung überhaupt noch, wenn die Prämien überall steigen?

Diese Frage werden sich (und auch Ihnen) in diesem Jahr wahrscheinlich viele Fahrzeughalter stellen. Und womöglich auch mancher Makler, der angesichts des Arbeitsaufwands und vergleichsweise geringer Vergütung die Nase voll hat vom Kfz-Geschäft. Wir beim DEMV haben dazu eine klare Meinung: Ein Vergleich lohnt sich in jedem Fall! Und ist mit dem vollintegrierten neuen Kfz-Rechner in Professional works auch schnell erledigt – ebenso wie die Angebots- und Antragstellung.

Kfz-Geschäft automatisiert & einfach im MVP abwickeln

Der smarte Kfz-Vergleichsrechner im MVP Professional works tarifiert alle wichtigen WKZ mit minimalem Aufwand. Dank automatischer Datenübernahme, Kündigung der Vorversicherung per Klick, volldigitaler Einreichung über Pool oder Direktanbindung ist der Wechsel schnell erledigt.

Aufgrund der unterschiedlichen Prämienanpassungsstrategien der Versicherer ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie Kunden einen besseren Tarif anbieten können. Zudem sind Marktanteile im Kfz-Bereich hart umkämpft, da dies immer noch die klassische Einstiegssparte ist. Es ist also gut möglich, dass trotz sehr roter Zahlen auch für die Kfz-Versicherung 2024 zur Wechselsaison noch Rabatte oder Sonderaktionen drin sind. Deshalb sollten Sie unbedingt vergleichen. Die Prämienhöhe sollte dabei allerdings nie das alleinige Kriterium sein. Mehr dazu im folgenden Abschnitt.

Blick in die (nahe) Zukunft: Unser Rat für Makler

Zum Abschluss doch noch ein kleiner, spekulativer Blick in die Glaskugel. Dass die Kfz-Prämien für 2024 steigen werden, ist angesichts des hohen Kostendrucks unausweichlich. Womöglich werden große Kfz-Versicherer, die sonst mit hohen Rabattierungen ins Jahresendgeschäft gegangen sind, diese deutlich reduzieren. Als Makler kennen Sie dieses Phänomen bereits von der Gebäudeversicherung, in der nennenswerte Rabatte mittlerweile Seltenheitswert haben.

Bestimmt wird es Ausreißer geben, die auch in diesem Jahr Rabatte und Sonderaktionen auf den Markt werfen, um Fahrzeugbesitzer dazu bewegen, ihre bisherige Kfz-Versicherung zu kündigen. Und zwar vor allem junge, unbekanntere Versicherungsunternehmen, die diese Möglichkeit nutzen, sich einen Namen zu machen. Stichwort Einstiegssparte – wir hatten es im vorherigen Absatz bereits erwähnt. Oft mit Erfolg, wie es scheint: Wir hören immer wieder von Maklern, dass Kunden mit Angeboten für sehr günstige Kfz-Versicherungen unbekannter Anbieter, die sie auf den gängigen Vergleichsportalen gefunden haben, zu ihnen kommen und etwas Vergleichbares abschließen möchten.

Ich empfehle, bei solchen Tarifen sehr genau hinzusehen und sich nicht vorschnell auf Sonderaktionen einzulassen. Zum einen werden die Anbieter dieses Beitragsniveau kaum lange halten können. Zum anderen müssen in solchen Fällen Kosten an anderer Stelle so stark wie nur irgend möglich gedrückt werden, etwa im Kundenservice oder der Schadenbearbeitung. Dies haben wir beim DEMV in der Vergangenheit bei neuen Marktteilnehmern bereits mehrfach beobachtet. Das sorgt schnell für Kundenfrust. Denn anders als die alteingesessenen Gesellschaften haben kleinere Versicherungsunternehmen, die noch nicht am Markt etabliert sind, kaum die Möglichkeit zur Querfinanzierung durch rentablere Kompositsparten.

Fazit:

  • Die Kfz-Versicherer steuern aufgrund stark gestiegener Kosten für die Schadenregulierung für 2023 auf ein Rekord-Defizit zu. Beitragsanpassungen sind somit unvermeidlich.
  • Beitragserhöhungen von 5 bis 10 % reichen nicht aus, um die gestiegenen Kosten zu kompensieren.
  • Manche Versicherer strecken erforderliche Beitragsanpassungen auf mehrere Jahre, um keine Marktanteile zu verlieren; andere erhöhen deutlicher. Daher lohnt sich ein Vergleich auf jeden Fall.
  • Vorsicht bei Rabatten und Sonderaktionen von kleineren Versicherern, die (noch) nicht querfinanzieren können und Kosten an anderer Stelle drücken müssen.
Zum Autor

DEMV-Maklerbetreuer Andreas Götzke-PfeilAndreas Götzke-Pfeil verantwortet als Produktmanager beim Deutschen Maklerverbund u. a. die Entwicklung von Deckungskonzepten. Ein guter Marktüberblick gehört für ihn zum Job. Er ist im engen Austauch mit Versichern und kennt immer die neuesten Produkte am Markt. Alten Wein in neuen Schläuchen entlarvt er nach über 20 Jahren in der Branche sofort.

Ein starker Partner an Ihrer Seite: DEMV unverbindlich testen

Der Deutsche Maklerverbund ist eine Einkaufs- und Interessensgemeinschaft von Versicherungsmaklern. Als Mitglied profitieren Sie von:

    • Direktvereinbarungen
    • exklusiven Deckungskonzepten
    • hochwertigen Weiterbildungsangeboten
    • einer Maklersoftware, die den Verwaltungsaufwand drastisch reduziert im Vergleich zur analogen Arbeit.

Unsere digitale Arbeitsumgebung "Professional works" ist weit mehr als nur ein Maklerverwaltungsprogramm.  Es ist ein smartes Tool, dessen Funktionsumfang Sie am besten in der Praxis testen.

Registrieren Sie sich hier unverbindlich für einen kostenlosen Testzugang.

    Ebenfalls interessant

    Starkregen: Versicherung oft Fehlanzeige 

    Starkregen: Versicherung oft Fehlanzeige 

    Unwetter mit Starkregen können überall auftreten und für erhebliche Schäden sorgen. Eine Versicherung für solche Fälle haben viele Hausbesitzer nicht. Womöglich gibt es auch unter Ihren Kunden einige, denen nicht bewusst ist, dass sie unzureichend abgesichert sind. Hier ist kompetente Beratung gefragt.

    Lesedauer: 9 Minuten

    Wärmepumpen richtig versichern 

    Wärmepumpen richtig versichern 

    Meldungen über Wärmepumpenddiebstähl verunsichern Eigenheimbesitzer zunehmend. Wie Sie Ihre Kunden umfassend absichern und was Sie bei der Versicherung von Wärmepumpen beachten müssen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

    Lesedauer: 7 Minuten

    Vermögensschadenhaftpflicht für Versicherungsmakler

    Vermögensschadenhaftpflicht für Versicherungsmakler

    Versicherungsexperten, die über den Schritt in die Selbstständigkeit als freier Makler nachdenken, stoßen früher oder später unweigerlich auf das Thema Vermögensschadenhaftpflicht. Denn die Absicherung gegen Vermögensschäden ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Hier erfahren Sie, welche regulatorischen Vorgaben gelten und worauf Sie bei der Auswahl achten sollten.

    Lesedauer: 9 Minuten