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Was sind GDV Daten?

Der Dinosaurier der Vertragsdatenübermittlung
Lesedauer: 6 Minuten, aktualisiert am 22. November 2023
Vor gut 40 Jahren wurde der Datenaustausch zwischen Versichern und Vermittler durch die Einführung der GDV-Daten erheblich vereinfacht. Obwohl es inzwischen mit BiPRO längst weitere, modernere Standards zum elektronischen Informationsaustausch gibt, wird vielfach noch mit dem GDV-Datensatz gearbeitet. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie mit GDV-Daten arbeiten, was Ihnen die Technologie bringt und welche Limitierungen sie hat.

Welche Informationen werden per GDV-Datensatz übermittelt?

Um den elektronischen Datenaustausch zwischen Versicherungsunternehmen und Vermittlern zu optimieren, begann der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Mitte der 1980er Jahre einen Branchen-Standard zu entwickeln – den GDV-Datensatz „VU-Vermittler“. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um eine Beschreibung, wie Versicherungsunternehmen Informationen für die Datenübertragung aufbereiten sollen. Sie vereinheitlicht den Austausch von Informationen zu:

  • Geschäftsvorfalldaten (Antrag Kfz, Unfall und Leben sowie die elektronische Versicherungsbestätigung (eVB) in der Kfz-Versicherung)
  • Bestandsdaten
  • Abrechnungsdaten (Provision, Beitrag, Entschädigung und Kosten)
  • Schadeninformationen

Durch diese einheitliche Definition sind Informationen theoretisch immer gleich aufbereitet, der Vermittler weiß genau, was er wo findet – egal von welchem Versicherer die Daten stammen. Der GDV liefert also nur die Vorgaben für das nach ihm benannte Format, erstellt werden die GDV-Daten von den Versicherungsunternehmen. In der Regel aktualisieren Versicherungsgesellschaften ihren GDV-Datensatz einmal im Monat, einige stellen auch häufiger eine neue Version bereit.

Wie komme ich als Vermittler an GDV-Daten?

GDV-Daten werden von den Versicherungsunternehmen üblicherweise auf ihren Maklerportalen oder Extranets zum Download bereitgestellt. Einige Gesellschaften integrieren die Daten auch in die BiPRO-Norm 430 (elektronischer Postkorb). Oft ist der jeweils aktuelle Datensatz in der ersten Woche des Folgemonats verfügbar. Manche Gesellschaften brauchen allerdings etwas länger als andere. Für Sie als Makler kann es großen administrativen Aufwand bedeuten, wenn Sie mit vielen Produktgebern arbeiten und Ihre Daten aktuell halten wollen. Im schlechtesten Fall müssen Sie sich auf unzähligen Portalen anmelden, die Daten herunterladen und die GDV-Datensätze der einzelnen Versicherer dann in Ihr Maklerverwaltungsprogramm (MVP) importieren.

Denn nur mit einem entsprechend ausgestatteten MVP können Sie GDV-Daten lesen. Mit herkömmlichen Bordmitteln Ihres Rechners, z. B. einem Editor, lassen sich GDV-Daten zwar öffnen, da es sich um Dateien im txt-Format handelt. Allerdings werden Ihnen so nur Zeichenketten angezeigt, mit denen Sie nicht arbeiten können.

GDV-Daten automatisiert abrufen

Der DEMV bietet Maklern eine effizientere Lösung: Wir spielen unseren Mitgliedern die GDV-Daten aller angeschlossenen Gesellschaften automatisch in das MVP Professional works ein. Einzige Voraussetzung: Direktanbindungen müssen mit dem DEMV verkettet werden. Von Ihnen ausgehandelte Courtagehöhen bleiben dabei selbstverständlich bestehen und Kunden werden weiterhin in Ihrem Bestand geführt.

Was bringen mir GDV-Daten?

Allgemein gesprochen: Einen Überblick über Ihren Versicherungsbestand bei den einzelnen Gesellschaften – ohne dass Sie etwaige Änderungen händisch in Ihr MVP eintragen müssen. Durch den direkten Datenaustausch mit dem Versicherungsunternehmen werden Sie automatisch auch über Anpassungen informiert, die Kunden direkt mit Produktgebern absprechen. GDV-Daten erleichtern Maklern in jedem Fall die Bestandsdatenpflege.

Wie groß die Arbeitserleichterung im Arbeitsalltag tatsächlich ausfällt, hängt entscheidend vom Leistungsumfang Ihres MVPs ab. Werden die Daten lediglich eingelesen und abgelegt oder arbeitet das System aktiv mit den Informationen aus GDV-Datensätzen? Werden sie beispielsweise automatisch zu einer anbieterübergreifenden Übersicht der Kundendaten zusammengetragen? Unsere Maklersoftware Professional works gleicht die GDV-Daten der einzelnen Gesellschaften miteinander ab und nutzt die Informationen für diverse Funktionen. Das sorgt dafür, dass sich viele administrative und beratungsrelevante Vorgänge zeitsparender abwickeln lassen. Beispielsweise das Generieren einer aktuellen Vertragsübersicht für Ihren Kunden mit einem Klick oder schnelle Adressänderungen ohne Dateneingabe.

Welche Grenzen und Probleme gibt es bei GDV-Daten?

In der Theorie klingt das alles gut, in der Praxis hat der GDV-Datensatz durchaus Tücken. Er gilt als

  • vergleichsweise langsam,
  • nur noch bedingt standardisiert,
  • lückenhaft.

Die Qualität und Verarbeitbarkeit von GDV-Datensätzen ist stark abhängig vom jeweiligen Versicherungsunternehmen. Manche Versicherer liefen sehr umfangreiche GDV-Daten, (u. a. auch versicherte Personen, E-Mail-Adressen, Fondsdaten, Vertragsstatus, Rückkaufswerte und Zahlungsweise), andere hingegen nur Basisinformationen. Zudem unterlag der GDV-Datensatz in den vergangenen Jahrzehnten zahlreichen Anpassungen. Das führte dazu, dass der ursprüngliche Standard zunehmend aufgeweicht wurde: Versicherungsunternehmen fügten Informationen an beliebigen Stellen im Datensatz ein, statt an den dafür vorgesehenen. Dadurch können MVPs die GDV-Daten nicht korrekt importieren und es fehlen mitunter wichtige vertragsrelevante Informationen in der Beratung.

Ein weiteres Problem bei GDV-Daten ist die mangelnde Aktualität. Die Datensätze müssen eigens von den Gesellschaften erzeugt werden. Da dies mit Aufwand verbunden ist, wird dies im Regelfall nur einmal monatlich gemacht. Und üblicherweise vergeht weitere Zeit, bis die Daten in Ihrem MVP verfügbar sind, da sie noch importiert werden müssen. Es kann also mehrere Wochen dauern, bis Makler Informationen über wichtige Änderungen erhalten.

Dokumente wie Anträge oder Versicherungsscheine können grundsätzlich nicht per GDV-Datensatz übermittelt werden. Auch deshalb gelten GDV-Daten als inzwischen als veraltete Technologie. Den Standard für den elektronischen Austausch von Dokumenten, der im digitalen Zeitalter unverzichtbar ist, setzt BiPRO mit der Norm 430.

Wie sieht die Zukunft aus? GDV-Daten und BiPRO

BiPRO wird bereits seit geraumer Zeit als die Zukunft hinsichtlich Standardisierungen für die Versicherungsbranche gesehen. Insbesondere die erwähnte BiPRO-Norm 430 für die Maklerpost ist inzwischen weit verbreitet. Trotzdem ist der rund 40 Jahre alte GDV-Datensatz bislang nicht von der Bildfläche verschwunden. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass Versicherer GDV-Daten vergleichsweise unaufwendig in ihren Maklerportalen bereitstellen können und keine Schnittstellen programmieren müssen.

Die Mehrzahl der deutschen Versicherer hat mittlerweile BiPRO-Standards für Datenaustausch und Kommunikation implementiert. Doch das Bereitstellen von BiPRO-Schnittstellen für externe Partner wie MVP-Hersteller oder Maklerdienstleister ist ressourcenintensiv und genießt oft nicht die oberste Priorität bei den Gesellschaften. Auch bei BiPRO steht und fällt die Datenqualität mit dem Engagement des Versicherers. Dieser ist nicht verpflichtet, die in BiPRO-Standards vorgesehen Möglichkeiten auch zu nutzen. So werden bei der BiPRO-Maklerpost von den Gesellschaften vielfach keine Detailinformationen mitgeliefert, obwohl diese Daten in der Norm verankert sind.

Es ist daher sinnvoll, beide Technologien zu kombinieren, wenn Sie das Maximum an verfügbaren Informationen herausholen wollen. Das machen wir beim DEMV mit unserem MVP Professional works – ohne dass Sie als Anwender selbst aktiv werden müssen: Wir ergänzen im Hintergrund BiPRO- und GDV-Daten und können so Lücken in den jeweiligen Datenlieferungen schließen. Den per GDV importieren Vertragsdaten, die u. U. bestimmte Informationen nicht enthalten, werden in Professional works über das BiPRO-Postfach zusätzlich der Versicherungsschein und künftige Nachträge zugeordnet. So stehen Ihnen als Vermittler automatisch alle Vertragsdetails gesammelt in der digitalen Kundenakte zur Verfügung.

Auf lange Sicht wird BiPRO die GDV-Datensätze mutmaßlich verdrängen. Das Jonglieren mit den zwei Standards ist für keinen der Beteiligten eine Ideallösung. Und auch in der Versicherungsbranche sollte der Datenaustausch in Echtzeit so alltäglich sein, wie er es in anderen Bereichen längst ist.

Fazit:

  • Ziel des GDV-Datensatzes ist es, den Datenaustausch von Vertragsinformationen zwischen Vermittlern und Versicherungsunternehmen zu vereinheitlichen. Im Laufe der Zeit wurde der Standard jedoch zunehmend aufgeweicht.
  • Per GDV-Daten können Geschäftsvorfalldaten, Bestandsdaten, Abrechnungsdaten und Schadeninformationen übermittelt werden. Versicherer nutzen aber längst nicht alle Möglichkeiten, die der Standard bietet.
  • GDV-Daten werden von Versicherern meist einmal monatlich bereitgestellt. Dadurch sind die Daten nur bedingt aktuell. Dokumente können gar nicht übermittelt werden.
  • Durch die Kombination von GDV-Daten mit BiPRO lassen sich etwaige Datenlücken schließen.
  • Langfristig wird BiPRO den GDV-Datensatz vermutlich verdrängen.
Zum Autor

Guido Stendel ist Maklerbetreuer und Digitalisierungsspezialist der ersten Stunde beim Deutschen Maklerverbund. Er kennt das MVP “Professional works” seit dessen Entstehung im Jahr 2009 – und sämtliche Kniffe und Tricks, die Maklern die Arbeit erleichtern. Dank eigener langjähriger Erfahrung als Vermittler weiß er um die größten Zeitfresser im Makleralltag und wie man sie automatisiert.

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